Sri Lanka öffnet sich nach dem Ende des Bürgerkriegs für den Tourismus. Kann ich mit gutem Gefühl dorthin reisen?
Das lange währende Sicherheitsproblem für Reisende besteht nicht mehr – das Land ist eines der Sichersten in Asien. Es hat sich viel verändert auf der Insel: Dass der drei Jahrzehnte währende Bürgerkrieg vorüber ist, merkt man bereits kurz nach der Landung.
Lange Zeit glich der Flughafenkomplex nördlich von Colombo einer Hochsicherzeitszone, die dem Eingereisten das Gefühl gab, diese möglichst schnell verlassen zu müssen. Heute ist die Situation entspannt, die Atmosphäre herzlich. Man merkt: Das Land ist neu aufgestellt, als hätte ihm jemand ein zweites Leben eingehaucht. Allerorten wird die Infrastruktur aufgerüstet, Hotels und neue Appartmentblocks entstehen. Es gibt neue Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants.
Allerdings ist das, was während der Kriegsjahre passiert ist, noch längst nicht aufgearbeitet, und nicht alle (politischen) Probleme sind gelöst. Aber sind solche Erwartungen realistisch, drei Jahre nach dem Ende eines blutigen Konfliktes, der Zehntausenden ungeheures Leid zugefügt hat? Empfohlen ist Reisenden eine Art touristischer Paradigmenwechsel: Denken Sie bei Sri Lanka nicht nur an Sonne, Strand und die „traditionellen“ Sehenswürdigkeiten.
Die Gebiete im Norden und Osten, die am meisten unter dem Bürgerkrieg gelitten haben, sind mittlerweile für Reisende geöffnet. Reisen Sie in den Osten, nach Batticaloa oder Trincomalee, oder wagen Sie die abenteuerliche Reise ins nördliche Jaffna. Die Infrastruktur lässt dort zwar noch zu wünschen übrig. Belohnt werden Sie allerdings mit übergroßer Herzlichkeit, einer einzigartigen Kultur mit Hunderten von Tempeln und einer unberührten Natur.
Frankfurter Rundschau, 23.06.2012, von Walter Keller